Welche Nebenwirkungen und Risiken gibt es bei der Einnahme von Testosteron?
In der Medizin kommt Testosteron häufig zum Einsatz, vor allem bei Menschen mit diagnostiziertem Hypogonadismus. Wird es korrekt angewendet, kann es die Symptome deutlich lindern. Gleichzeitig sind potenzielle Nebenwirkungen und Risiken allerdings nicht zu unterschätzen. In diesem Beitrag erfahren Sie, welche unerwünschten Effekte auftreten können und wie sich diese durch verantwortungsbewusste Indikationsstellung und Überwachung minimieren lassen.
Das Wichtigste in Kürze
Androgene Effekte: Bei Frauen häufig Virilisierung (z. B. Akne, Hirsutismus, Stimmveränderungen)
Kardiovaskuläre Risiken: Polyzythämie, Thrombosen, veränderte Lipidwerte, Bluthochdruck
Prostata‑ und Leberprobleme: Wachstum gut - oder bösartiger Neubildungen, Leberfunktionsstörungen
Reproduktive Effekte: Hodenatrophie, Rückgang der Spermienzahl, Unfruchtbarkeit – bei Missbrauch teils reversibel
Psychische und dermatologische Effekte: Stimmungsschwankungen, Aggression, Akne, Hautreaktionen
Androgene Wirkungen und Hautveränderungen
Bei Frauen kann Testosteron eine Vermännlichung (Virilisierung) auslösen: Akne, verstärkter Haarwuchs, Hirsutismus, tiefe Stimme – besonders kritisch bei Sing‑ oder Sprechberufen.
Auch Männer können betroffen sein, etwa durch androgenetische Alopezie (Haarausfall über die Kopfhaut) durch Umwandlung zu Dihydrotestosteron (DHT).
Blut, Herz‑Kreislauf und Lipidstoffwechsel
Die Einnahme von Testosteron kann zu einer sogenannten Polyzythämie führen, also einer Erhöhung der Anzahl roter Blutkörperchen. Diese Veränderung geht mit einer gesteigerten Blutviskosität einher und kann das Risiko für Blutgerinnsel deutlich erhöhen.
Darüber hinaus zeigen Studien, dass Testosteron das Risiko für venöse Thromboembolien sowie Bluthochdruck steigern kann. Es kann zudem ungünstige Veränderungen im Lipidprofil bewirken, insbesondere durch eine Senkung des „guten“ HDL-Cholesterins und eine mögliche Erhöhung des „schlechten“ LDL-Cholesterins.
Prostata und Leber
Androgene können das Wachstum der Prostata anregen und unter Umständen das Fortschreiten bereits vorhandener bösartiger Veränderungen begünstigen.
Auch die Leber kann durch die Einnahme von Testosteron beeinflusst werden: So können sich die Leberwerte verändern, und in seltenen, aber schwerwiegenden Fällen kann es zur Entwicklung von Lebertumoren oder zu einer Gelbsucht kommen.
Fortpflanzung und Hormonhaushalt
Testosteron kann die Hormonproduktion in den Hoden hemmen. Dadurch kann Hodengewebe zurückgehen, die Spermienbildung abnehmen und die Fruchtbarkeit sich verringern.
Diese Auswirkungen sind in vielen Fällen reversibel, abhängig von der Dauer der Anwendung und der verabreichten Dosis.
Psychische und neurologische Effekte
Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Gebrauch anaboler Substanzen zeigen, dass psychische Nebenwirkungen wie Aggressivität, Stimmungsschwankungen, depressive Verstimmungen bis hin zu psychotischen Episoden auftreten können.
Auch Beeinträchtigungen der emotionalen Kontrolle sowie von Gedächtnis und Konzentrationsfähigkeit sind wissenschaftlich belegt.
Sorgfältige Indikation und Therapieüberwachung
Ein Testosteron-Ersatz wird nur bei einem eindeutig nachgewiesenen Mangel empfohlen, wie etwa bei diagnostiziertem Hypogonadismus. Es ist ideal, den Testosteronwert zweimal morgens zu messen. Der Wert sollte dabei unter 12 nmol/l liegen.
Die Therapie sollte stets unter engmaschiger ärztlicher Überwachung erfolgen.
Besonders transdermale Gele gelten als bevorzugte Darreichungsform, da sie bei auftretenden Nebenwirkungen einen schnellen Therapieabbruch ermöglichen und dadurch ein höheres Maß an Sicherheit bieten.
Während der Behandlung sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen unerlässlich. Dazu zählen unter anderem die Überprüfung von Hämoglobinwerten, PSA (prostataspezifisches Antigen), Leber- und Blutfettwerten sowie gegebenenfalls die Untersuchung der Brust und der Hoden, um mögliche unerwünschte Entwicklungen frühzeitig zu erkennen.
Fazit
Ein Testosteron-Ersatz sollte ausschließlich bei eindeutigem Mangel und unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, da die möglichen Nebenwirkungen von Hautveränderungen über Herz-Kreislauf-Probleme bis hin zu Einschränkungen der Fruchtbarkeit reichen können.
Durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen lassen sich Risiken frühzeitig erkennen und die Behandlung sicher gestalten.
Von einem unsachgemäßen Gebrauch, etwa im Rahmen von Selbstmedikation oder Doping, ist hingegen dringend abzuraten, da er eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit darstellt.
Wird Testosteron medizinisch gerechtfertigt eingesetzt und sorgfältig überwacht, kann es eine bedeutende therapeutische Wirkung entfalten.