Welche TRT-Methode sollten Sie wählen? Gel, Tabletten, Injektionen
Die Testosteron-Ersatztherapie (TRT, englisch: Testosterone Replacement Therapy) wird eingesetzt, wenn ein Testosteronmangel diagnostiziert ist. Er kann sich durch ausgeprägte Müdigkeit, Libidoverlust, Muskelabbau oder Osteoporose äußern. Doch welche Applikationsform ist die richtige? In diesem Beitrag erklären wir, was Sie über Gels, Tabletten (oral) und Injektionen wissen sollten.
Das Wichtigste in Kürze
Gel (transdermal): Einmal täglich auf die Haut aufgetragen – konstant wirkende Gabe, aber Risiko der Übertragung und höhere Kosten
Tabletten (oral): Bequem in der Einnahme, aber sehr niedrige Bioverfügbarkeit, oft mehrfach täglich erforderlich und potenziell belastend für die Leber
Injektionen: wirken zuverlässig und sind gut dosierbar – zwischen den Anwendungen jedoch Hormonschwankungen und gelegentlich Nebenwirkungen wie Hitzegefühlen möglich
Was unterscheidet die Methoden pharmakologisch?
Gel (transdermal)
Testosterongel wird einmal täglich auf saubere, trockene Hautstellen wie die Oberarme oder den Bauch aufgetragen. Die Wirkstoffe gelangen über die Haut in den Blutkreislauf, wobei die Bioverfügbarkeit bei etwa 8–14 % liegt. Gels ermöglichen eine gleichmäßige Aufnahme des Hormons und können dadurch einen natürlichen Tagesrhythmus des Testosteronspiegels nachahmen. Bei regelmäßiger Anwendung lassen sich damit stabile Hormonwerte erreichen.
Tabletten (oral)
Bei oralen Präparaten wird Testosteron meist in Form von Undecanoat verabreicht. Aufgenommen wird dieser Wirkstoff über das Lymphsystem, wodurch er den sogenannten „First-Pass-Effekt“ der Leber teilweise umgehen kann. Dennoch ist die Bioverfügbarkeit mit etwa 3–7 % relativ gering, was bedeutet, dass ein Großteil des Wirkstoffs nicht in wirksamer Form im Blut ankommt. Um eine ausreichende Wirkung zu erzielen, sind häufig hohe Dosierungen erforderlich, und das Präparat muss mindestens zweimal täglich eingenommen werden. Außerdem sollte es immer zusammen mit einer fetthaltigen Mahlzeit eingenommen werden, um die Aufnahme zu steigern.
Diese Therapieform bei Testosteronmangel ist zwar für viele Patienten nicht die bevorzugte Option, hat aber dennoch ihre Vorteile.
Injektionen (intramuskulär oder subkutan)
Testosteron-Injektionen enthalten in der Regel Depotpräparate wie Testosteron-Enanthat, Testosteron-Cypionat oder Testosteron-Undecanoat. Je nach Präparat erfolgt die Injektion in den Muskel oder, seltener, unter die Haut im Abstand von einer Woche bis zu drei Monaten. Die Bioverfügbarkeit ist mit bis zu 95 % sehr hoch, was eine effektive Hormonzufuhr ermöglicht. Während Kurzzeitpräparate eher zu schnellen Spitzenwerten führen, sorgen Langzeitpräparate wie Testosteron-Undecanoat für eine konstante Wirkung über mehrere Wochen, teilweise bis zu 10–14 Wochen.
Vorteile und Nachteile im Vergleich
Gel (transdermal)
Vorteile:
Gleichmäßige Hormonwerte, einfache Anwendung und ganz ohne Nadeln
Nachteile:
Teurer als Injektionen
Risiko der ungewollten Übertragung, z. B. auf Kinder oder Partnerinnen durch Hautkontakt
Mögliche Hautreizungen, besonders bei Pflastern oft ausgeprägter – Gels weniger irritierend
Tabletten (oral)
Vorteile:
Bequem, keine Injektionen nötig
Nachteile:
Niedrige Wirkstoffaufnahme und teils stark schwankende Hormonkonzentrationen im Blut
Leberbelastung und Veränderungen der Blutfettwerte – insbesondere bei älteren Wirkstoffen – möglich
Mehrmals tägliche Einnahme erhöht Risiko, eine Dosis zu verpassen
Injektionen
Vorteile:
Hohe Wirksamkeit, flexible Intervalle (kürzer oder länger)
Mit regelmäßiger Kontrolle gut auf individuelle Bedürfnisse abstimmbar
Nachteile:
Mögliche Hormonspiegelschwankungen mit höheren Werten nach der Injektion und abfallenden Werten zum Ende des Intervalls
Nebenwirkungen wie Pulmonale Öl-Mikroembolie (sehr selten) möglich
Für einige Anwender sind Schmerzen oder die Handhabung der Injektion belastend
Welche Methode passt nun zu Ihnen?
Welche TRT‑Methode am besten geeignet ist, hängt stark vom persönlichen Lebensstil und den individuellen Vorlieben ab. Wer eine einfache, nadelfreie Anwendung bevorzugt, greift häufig zum Gel, das täglich aufgetragen wird und gleichmäßige Hormonwerte liefern kann – allerdings zu höheren Kosten und mit dem Risiko einer ungewollten Übertragung.
Tabletten bieten eine bequeme Einnahmeform, erfordern jedoch eine regelmäßige Einnahme mit fetthaltiger Mahlzeit und können die Leber sowie den Fettstoffwechsel belasten.
Injektionen gelten als besonders wirksam und kosteneffizient, sind aber invasiver und können zu Hormonschwankungen zwischen den Anwendungen führen.
Letztlich sollte die Entscheidung immer gemeinsam mit dem medizinischen Fachpersonal getroffen werden, basierend auf der medizinischen Ausgangslage, der Anwendungspräferenz und dem möglichen Risikoprofil.
Individuelle Beratung und Sicherheit
Unabhängig von der Methode gilt: TRT sollte stets individuell geplant und regelmäßig kontrolliert werden.
Im Rahmen einer Testosteron-Ersatztherapie sollten bestimmte medizinische Parameter regelmäßig kontrolliert werden, um Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten. Dazu gehört vor allem der Testosteronspiegel. Idealerweise wird er als „Trough-Level“ gemessen, also kurz vor der nächsten Dosis. Ebenso sollten das Blutbild sowie der Hämatokritwert überwacht werden, weil ein Anstieg eine gesteigerte Blutbildung anzeigen kann.
Bei oraler Einnahme sind zusätzlich die Leberwerte relevant, da hier eine mögliche Belastung des Organs besteht. Ebenfalls wichtig ist die Bestimmung des PSA-Werts zur Beurteilung der Prostatagesundheit. Abgerundet wird die Kontrolle durch die Überwachung des Lipidprofils und weiterer kardiovaskulärer Risikofaktoren
TRT ist zudem kein Allheilmittel. Bei leicht vermindertem Testosteronspiegel im Rahmen des Alters ist der Nutzen umstritten. Außerdem sind die langfristigen Risiken, darunter kardiovaskuläre Risiken, noch nicht abschließend erforscht.
Fazit
Die Wahl der besten TRT-Methode ist eine sehr persönliche Entscheidung. Sie hängt von Ihrem Lebensstil, Ihrem medizinischen Risikoprofil und Ihren Therapiezielen ab. Ein ärztliches Gespräch mit Blutuntersuchungen und Abwägung von Nutzen und Risiken ist unerlässlich. Nur so können Sie gemeinsam mit Ihrer Ärztin bzw. Ihrem Arzt die optimale Lösung finden, sei es das Gel, die orale Einnahme oder die Injektion.
Redaktioneller Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich zu Informationszwecken und ersetzt keine medizinische Beratung. Bitte konsultieren Sie Ihre Ärztin oder Ihren Arzt, bevor Sie Änderungen an Ihrem Lebensstil oder Ihrer Medikation vornehmen.