Die meistgesuchten vermeintlich „peinlichen” Gesundheitsbeschwerden
Google bietet eine unendliche Menge an Informationen, die das Leben vermeintlich erleichtern. Auskunft und Rat sind auf Knopfdruck verfügbar und die Antwort auf jegliche Frage ist meistens nur einen Klick entfernt.
Vor allem, wenn es Menschen schlecht geht, ist Dr. Google oft der Erste, dem sie sich in der Hoffnung auf eine Diagnose anvertrauen. Wussten Sie, dass 26,6 % der Deutschen für gewöhnlich zuerst ihre Symptome googeln, um danach zu entscheiden, ob ein Arztbesuch wirklich nötig ist? Besonders wenn es um „peinliche” Beschwerden geht, kann es oft leichter sein, zuerst im Netz nach Antworten zu suchen. Doch welche Beschwerden werden am häufigsten recherchiert?
Für eine neue Studie haben wir die Google-Suchanfragen zu über 80 vermeintlich „peinlichen” Gesundheitsbeschwerden untersucht, die die Deutschen lieber googeln, als sie mit dem Arzt zu besprechen. Darüber hinaus haben wir 1.500 Deutsche befragt, wie stark sie sich auf Google statt auf einen Arzt verlassen
Wichtige Erkenntnisse
Hoher Einsatz von Google bei Gesundheitsbeschwerden:
Viele Deutsche nutzen Google als erste Anlaufstelle, um vermeintlich "peinliche" Gesundheitsbeschwerden zu recherchieren, bevor sie einen Arzt aufsuchen. Besonders häufig wird nach Symptomen wie Nagelpilz, Lausbefall und Herpes gesucht.
Häufigkeit des Arztbesuchsaufschubs:
Besonders in jüngeren Altersgruppen und in Städten wie Nürnberg, Duisburg und Stuttgart wird der Arztbesuch oft hinausgezögert, weil es den Betroffenen unangenehm ist, über ihre Beschwerden zu sprechen.
Dr. Google als Entscheidungshilfe:
In Städten wie Nürnberg, Hannover und Bremen nutzen viele Menschen Google, um zu entscheiden, ob ein Arztbesuch notwendig ist, was jedoch keine ärztliche Diagnose ersetzen kann. Ärzte raten dazu, Gesundheitsprobleme offen mit Fachkräften zu besprechen.
Welche „peinlichen” Beschwerden werden in Deutschland am meisten gegoogelt?
Viele von uns wenden sich bei Gesundheitsbeschwerden zuerst an „Dr. Google”. Besonders dann, wenn es um Beschwerden geht, die unangenehm sind oder bei denen es schwerfällt, sie mit anderen Personen zu besprechen, ist das Internet oft die erste Anlaufstelle. Doch welche „peinlichen” Beschwerden werden in Deutschland am häufigsten gegoogelt?
Bevor wir in die Daten reinhüpfen, wollten wir kurz anmerken, dass „peinlich” hier natürlich als subjektives Gefühl der Patienten zu verstehen ist, da keine gesundheitlichen Beschwerden als peinlich gelten sollten und immer mit medizinischem Fachpersonal besprochen werden sollten.
Die Top 15 meistgesuchten „peinlichen” Beschwerden
Rang | Beschwerde | Durchschnittliche Anzahl monatlicher Suchanfragen |
1 | Nagelpilz | 135.000 |
2 | Läuse | 90.500 |
=2 | Herpes | 90.500 |
4 | Durchfall | 74.000 |
5 | Feigwarzen | 60.500 |
6 | Karies | 40.500 |
=6 | Verstopfung | 40.500 |
8 | Blähungen | 33.100 |
=8 | Haarausfall | 33.100 |
=8 | Hautausschlag | 33.100 |
=8 | Reizdarmsyndrom | 33.100 |
=8 | Smegma | 33.100 |
=8 | Genitalherpes | 33.100 |
14 | Geschlechtskrankheiten | 27.100 |
=14 | Prostatavergrößerung | 27.100 |
Die wohl am häufigsten gegoogelte Beschwerde, die den Deutschen zu schaffen macht, ist Nagelpilz – eine Pilzinfektion der Finger- oder Fußnägel, bei der sich der Nagel gelblich bis hellbraun verfärbt. Im Durchschnitt googeln Deutsche 135.000 Mal pro Monat nach diesem Symptom.
An zweiter Stelle, mit jeweils 90.500 Suchanfragen stehen Lausbefall und Herpes; vor allem zu Schulbeginn im Herbst verbreiten sich Kopfläuse in den Klassenzimmern und Eltern suchen online nach Behandlungsmöglichkeiten. Auch Durchfall wird monatlich 74.000 Mal gegoogelt.
Viele Menschen schämen sich, wenn sie eine Geschlechtskrankheit bekommen. Somit überrascht es nicht, dass Feigwarzen unter den Top fünf der meist-gegoogelten Krankheitsbilder landen. Pro Monat werden 60.500 Suchanfragen gestellt. Feigwarzen, die auch als Genitalwarzen bekannt sind, können durch das HPV-Virus verursacht werden, und sind kleine, warzenartige Wucherungen im Genital- oder Analbereich.
Dr. Lena Weigel, von Deutsche Medz, erklärt: „Geschlechtskrankheiten sind oft mit Scham und Selbstvorwürfen verbunden, doch das sollte nicht so sein. So wie wir uns eine Grippe oder einen Husten einfangen können, ist es auch möglich, eine Geschlechtskrankheit zu bekommen – es ist kein Zeichen von persönlichem Versagen. Ihr Arzt ist nicht da, um Sie zu verurteilen, sondern um Ihnen zu helfen. Je früher eine Infektion erkannt wird, desto effektiver kann sie behandelt und Komplikationen vorgebeugt werden. Ihre Gesundheit steht an erster Stelle. Scheuen Sie sich nicht, den notwendigen Schritt zu tun und professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um die bestmögliche Versorgung zu erhalten.”
In welchen Städten werden Arztbesuche am häufigsten hinausgezögert?
Gerade bei intimen Beschwerden kann es unangenehm sein, diese mit einem Arzt zu besprechen – ein Problem, das vor allem jüngere Menschen betrifft. Fast ein Drittel (30,1 %) der 18- bis 24-Jährigen hat deshalb schon einmal einen Arztbesuch vermieden. Bei den über 55-Jährigen liegt dieser Anteil hingegen nur bei 9,1 %.
Doch in welchen deutschen Städten zögern Menschen am häufigsten, einen Arzttermin zu vereinbaren, weil es ihnen unangenehm ist, über ihre Beschwerden zu sprechen?
Die Top 10 deutschen Städte, die am ehesten einen Arztbesuch meiden
Rang | Stadt | % der Befragten, die einen Arzttermin verzögert haben, da es unangenehm war, über die Beschwerde zu sprechen |
1 | Nürnberg | 28,3 % |
2 | Duisburg | 25,8 % |
3 | Stuttgart | 25,2 % |
4 | Frankfurt am Main | 19,3 % |
5 | Hannover | 19,1 % |
6 | Bremen | 19,0 % |
7 | Hamburg | 17,6 % |
8 | Dresden | 17,3 % |
9 | München | 16,0 % |
=9 | Düsseldorf | 16,0 % |
In Nürnberg (28,3 %) wird der Arztbesuch offenbar am häufigsten vermieden, wenn es Nürnbergern unangenehm ist, über ihr Anliegen zu reden. Es folgen Duisburg (25,8 %) und Stuttgart (25,2 %): hier gibt jeder Vierte an, lieber nicht mit einem Arzt über „peinliche” Beschwerden sprechen zu wollen, und gegebenenfalls sogar länger zu leiden, wenn sich ein Arzttermin dadurch vermeiden lässt.
Dr. Weigel erklärt: „Die meisten Beschwerden sind schlichtweg menschlich. Es ist nicht peinlich, diese Symptome zu haben – auch wenn es vielleicht so wirken kann. Ein kleiner Tipp ist daran zu denken, dass Ihr Arzt meist schon alles einmal gesehen hat. Es muss Ihnen also nicht peinlich sein, über Ihre Beschwerden zu sprechen. Niemand sollte sich dafür schämen müssen, seine Leiden mit medizinischen Fachkräften zu besprechen und Rat von Experten einzuholen.”
Welche Städte nutzen Google, um zu entscheiden, ob ein Arztbesuch notwendig ist?
Unsere Studie zeigt, dass Deutsche besonders bei Unsicherheiten oder unangenehmen Symptomen auf Suchmaschinen setzen. Doch welche Städte in Deutschland verlassen sich am häufigsten auf „Dr. Google”, um die Notwendigkeit eines Arztbesuchs zu beurteilen?
Die 10 deutschen Städte, die sich am meisten auf Dr. Google verlassen
Rang | Stadt | % der Befragten, die Google nutzen, um zu entscheiden, ob ein Arztbesuch nötig ist |
1 | Nürnberg | 43,0 % |
2 | Hannover | 40,1 % |
3 | Bremen | 36,8 % |
4 | Dresden | 33,6 % |
5 | Leipzig | 33,2 % |
6 | Hamburg | 29,4 % |
7 | München | 29,2 % |
8 | Köln | 26,2 % |
9 | Frankfurt am Main | 26,0 % |
10 | Dortmund | 23,7 % |
Auch hier belegt Nürnberg Platz Eins. Knapp die Hälfte (43 %) gibt zu, Google als erste Anlaufstelle für Gesundheitsbeschwerden zu nutzen. Hannover liegt an zweiter Stelle: 40,1 % der Befragten nutzen Google, um zu beurteilen, ob ein Arztbesuch wirklich nötig ist. Bremen rundet die Top drei mit 36,8 % ab.
Dr. Lena Weigel kommentiert: „Obwohl es verständlich ist, dass Menschen online Informationen zu ihren Beschwerden einholen, kann dies nicht einer ärztlichen Diagnose gleichkommen. Wenn es um Gesundheit geht, sollte es keine Tabuthemen geben. Patienten sollten nicht im Stillen leiden, sondern mit Medizinern des Vertrauens über Symptome sprechen.“
Anmerkung: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d) verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.
Methodik & Quellen
Für diese Studie wurde eine Liste vermeintlich „peinlicher” Krankheitsbeschwerden im Internet recherchiert. Anschließend wurde Google Keyword Planner verwendet, um die monatlichen Google-Suchanfragen der Symptome herauszufinden und alle Beschwerden in eine Reihenfolge gebracht.
Die Ergebnisse zu den Angewohnheiten der Deutschen bezüglich Arztbesuchen stammen aus einer repräsentativen Umfrage von 1.510 Deutschen über 18 Jahren.
Die Studie wurde im August 2023 durchgeführt.